Märchenhaftes berührt unsere Augen, wenn wir Fotos von Ata Kandó betrachten. Unschuld lässt unsere Herzen pulsieren. Seelenbilder.
Keine andere hat Poesie mit Bildern so interpretiert wie Ata Kandó. Einzigartig. Unnachahmlich. Nachgeahmt wurde sie trotzdem. Doch niemals erreichte ein anderer Fotograf diese Leidenschaft und diese unfassbare Liebe, die diese Bilder ausstrahlen. Wie können schwarz-weiß-Bilder so farbenprächtig und harmonisch sein?
Unschuldig, naiv und doch mit Kampfgeist und Ehrgeiz förderte sie ihr eigenes Talent. Den Blick immer auf das Ziel fokussiert. Schicksal und Glück wurden ihre Begleiter und halfen ihr schon zu Lebzeiten zu einer der gefragtesten Fotografinnen der Welt zu werden. Eine charakterliche Mischung, die bis heute von keinem bekannten Menschen erreicht wurde.
Mit ihrer Lebensgeschichte hat man das Gefühl, sie wollte in ihrem chaotischen und entbehrungsreichen Leben „Entspannung“ schaffen. Die Linse, der Augenblick. Das Böse ausblenden und nur das Schöne, Unschuldige und das Zarte festhalten. Balsam für die Seele. Kaleidoskop für den Betrachter.
Sie liebte Kinder. Vor allem ihre eigenen. Sie war Mutter mit Leib, Seele, Herz und Verstand.
So waren es doch ihre Kinder, die den Mittelpunkt ihres Lebens und ihrer Arbeit ausmachten. Sie verband die Liebe zur Natur mit der Liebe ihrer Kinder. Diese Interpretation wurde in einem Bildband veröffentlicht (Droom in het woud). Traum im Wald.
Märchenhafte Bilder in den Bergen und Wäldern der Schweiz. Der Zauber der Kinder und der Natur wurde von ihr eingefangen. Herzblut.
Doch dieser Bildband schlug erst einmal hart auf. Hatte Ata Kandó ihre Interpretation der Fotos anders gemeint als von der Öffentlichkeit kritisiert wurde. Sie plädierte auf Zartheit, Naturverbundenheit und Märchenhaftigkeit. Und die unendliche Liebe zu ihren Kindern. Die Presse tat diese Veröffentlichung mit „leichtbekleideten“ Kindern ab und stellte die Fotos in die Darstellung eines „sexuellen“ Charakters. Der Bildband hat bis heute bestand.
In Ata Kandó´s Leben gab es viele Tiefen, die sie mit Zuversicht und Biss meisterte.
Um Geld zu verdienen, arbeitete sie zeitweise in einer Dunkelkammer und entwickelte nachts Fotos. Sie hat damit ihre drei Kinder und sich ernährt. Der Verdienst reichte gerade so, um nicht zu sterben. Sie schälte sich nach und nach aus dieser enthaltsamen Situation. Wer hätte es anders vermutet? Eine starke Frau, eine Optimistin, bestückt mit Ausdauer, Frohsinn und unfassbarer Kreativität. Und einem Touch Naivität.
So hatte sie auch die Gelegenheit zwischendurch für Balmain und Givenchy zu arbeiten. Damit verdiente sie sich Geld, um ihre freie Arbeit zu finanzieren. Das Thema „Fotomodel“ interessierte sie nicht wirklich. Die Fotografen wurden in den 50ern Jahren noch nicht gebührend gewürdigt und bezahlt. Und trotzdem war sie es, die die ersten „Außenaufnahmen“ mit Models umsetzte. Mode trifft Natur. Am Set lernte sie eine Freundin, die als Model arbeitete, kennen. Als diese mit ihrem Mann nach Caracas (Venezuela) zog, besuchte Ata Kanó sie dort.
Kurze Zeit später reiste sie durch das Landesinnere von Venezuela. Sie verfasste eine Reportage über einen fast vergessenen Indianerstamm. Sie fotografierte deren Leben, Gewohnheiten und die Kultur. Mit Inbrunst und Liebe. Wochenlang begleitete sie die Ureinwohner, um deren Lebensweise authentisch festzuhalten. Es muss eine wundervolle und bereichernde Reise gewesen sein! Voller märchenhafter Ursprünge und unberührten Zauber.
Für mich ist Ata Kandó ein Vorbild, ein Idol und eine Ikone. Sie vermittelt Ausdauer, Beständigkeit, Liebe und Zuversicht. Eine Frau die Traditionen wahrte, die tolerant gegenüber allen Kulturen war und deren Kinder immer an erster Stelle standen. Sie liebte die Natur mit jeder Faser ihres Körpers. Sie hat nie aufgegeben und immer an sich geglaubt. Eine „Grande Dame“ der vielen Wunder. Ein verzaubertes Märchen.
Ata Kandó wurde 1913 geboren und starb 2017. Sie wurde 104 Jahre alt.
Biografie/Leben von Ata Kandó:
https://en.wikipedia.org/wiki/Ata_Kand%C3%B3